„O, meine Königin“, sagte die kleine Maja.

Da neigte sich die Königin noch für einen kleinen Augenblick zu Maja nieder, noch einmal für kurze Zeit sah die kleine Biene das Angesicht ihrer Fürstin milde und voll Liebe erstrahlen.

„Hab’ Dank,“ sagte sie zu Maja, „du hast uns alle gerettet, was immer vorher geschehen sein mag, du hast es tausendfältig gut gemacht. Aber nun geh und ruh dich aus, mein Herzchen, du siehst elend aus, und deine Hände zittern.“

„Ich möchte für dich sterben“, stammelte Maja bebend.

Da antwortete die Königin:

„Sei nun ohne Sorge um uns. Unter all den Tausenden, die diese Stadt bewohnen, ist nicht eine einzige, die nicht ohne Besinnen ihr Leben für das Wohl der anderen und für mein Wohl hingeben würde. Du kannst ruhig schlafen.“

Sie beugte sich zu der kleinen Maja nieder und küßte sie auf ihre Stirn, dann winkte sie ihren Dienerinnen und befahl ihnen, für das Wohl und die Ruhe Majas Sorge zu tragen.

Die kleine Biene ließ sich willenlos und tief von Herzen beglückt davonführen. Ihr war zumute, als habe ihr das Leben nun nichts Schöneres mehr zu geben. Sie hörte wie im Traum noch in der Ferne hohe helle Signalrufe, sah wie die Würdenträger des Staates sich um die Eingänge der Königsgemächer drängten, und dann vernahm sie ein dumpfes, weithinhallendes Dröhnen, das den ganzen Stock erschütterte.

„Die Soldaten! Unsere Soldaten!“ flüsterte neben ihr die Dienerin.

Das letzte, was sie in der kleinen stillen Kammer hörte, in der ihre Begleiterinnen sie zur Ruhe betteten, war dicht unter ihrer Tür der Marschschritt vorbeieilender Truppen. Sie vernahm eine klare Kommandostimme, die froh und zuversichtlich klang, und in ihren ersten Traum hinein tönte das alte Soldatenlied der Bienen, und sie hörte, verklingend wie aus weiter Ferne:

Sonne, goldne Sonne du
leuchte unserm Treiben.
Segne unsere Königin,
laß uns einig bleiben.