Ruhebett, das Sofa genannt wird, und stößt nach kurzer Zeit dumpfe krächzende Laute aus, die er sicher für schön hält. Darüber wollen wir ein andermal reden, es ist der Schlummergesang des Menschen. Für mich ist es das Zeichen, mich zu nähern. Zunächst nehme ich meinen Anteil aus dem Glase, den er für mich zurückgelassen hat. Solch ein Tröpflein hat etwas außerordentlich Belebendes, ich verstehe den Menschen. Dann fliege ich hinzu und nehme auf der Stirn des Ruhenden Platz. Sie liegt zwischen der Nase und dem Haar und dient zum Denken. Man sieht es an den langen Falten, die sich wie Furchen von rechts nach links ziehen, und die beim Denken bewegt werden müssen, wenn etwas Rechtes dabei herauskommen soll. Auch wenn der Mensch verdrießlich ist, zeigt es sich dort, aber dann laufen die Furchen von oben nach unten und über der Nase bildet sich eine runzelige Erhöhung.

Sobald ich sitze und in den Furchen hin und her laufe, fängt der Mensch an, mit der Hand in die Luft zu greifen. Er meint, ich sei dort irgendwo. Weil ich auf seinen Denkfalten sitze, kann er nicht so rasch herausbringen, wo ich mich eigentlich befinde. Aber endlich kommt er dahinter. Er knurrt und greift nach mir. Na, wissen Sie, Fräulein Maja, oder wie Sie sich rufen lassen, da muß man sich vorsehen. Ich sehe die Hand kommen, aber ich warte bis zuletzt, dann mache ich rasch einen geschickten Flug zur Seite, setze mich und schau zu, wie er nachfühlt, ob ich noch da bin. So geht es oft eine halbe Stunde lang, Sie haben keine Ahnung, welch eine Ausdauer der Mensch hat. Endlich springt er auf und läßt allerlei Worte hören, die von seiner Undankbarkeit Zeugnis ablegen. Aber was wollen Sie? Ein edles Herz rechnet nicht auf Entgelt. Ich bin dann schon wieder oben an der Zimmerdecke und höre zu, wie er undankbar ist.“

„Ich kann nicht eben sagen, daß mir das sonderlich gefällt“, meinte Maja. „Ist es nicht recht unnütz?“

„Soll ich etwa eine Honigwabe auf seiner Nase anbauen?“ rief Puck. „Sie haben keinen Humor, meine Liebe. Was tun Sie denn Nützliches?“

Die kleine Maja wurde über und über rot. Aber sie faßte sich schnell, um Puck ihre Verlegenheit nicht merken zu lassen.

„Es wird ein Tag kommen, an dem ich etwas Schönes und Großes tue, das gut und nützlich ist,“ sagte sie schnell, „aber erst will ich sehn, was in der Welt vorgeht. Ich fühle es tief im Herzen, daß es so kommen muß!“

Und als die kleine Maja dies ausrief, fühlte sie, wie es heiß in ihr emporwallte vor Hoffnung und Begeisterung, aber Puck schien gar nicht zu verstehn, wie ernst es ihr war und was sie innerlich bewegte. Sie machte ihre aufgeregten kurzen Laufstrecken hin und her und meinte endlich:

„Haben Sie vielleicht etwas Honig bei sich, meine Gute?“

„Es tut mir sehr leid,“ antwortete Maja, „ich würde Ihnen gern etwas geben, zumal Sie mich so freundlich unterhalten haben, aber ich habe nichts. Dürfte ich vielleicht noch eine Frage stellen?“

„Schießen Sie los,“ sagte Puck, „ich antworte immer.“

„Ich möchte von Ihnen wissen, wie ich in die Behausung des Menschen gelangen kann.“

„Sie müssen hineinfliegen“, sagte Puck weise.

„Aber wie gelingt es mir ohne Gefahr?“

„Warten Sie, bis eins der Fenster geöffnet ist, aber merken Sie sich den Ausgang. Sollten Sie ihn nicht wiederfinden, so fliegen Sie später am besten dem Licht nach. Fenster finden Sie an jedem Haus genug, Sie brauchen nur darauf zu achten, wo die Sonne sich spiegelt. Wollen Sie denn schon fort?“

„Ja“, antwortete Maja und gab Puck die Hand. „Leben Sie wohl und erholen Sie sich recht. Ich habe noch allerlei vor.“

Und mit ihrem vertrauten leisen Summen, das immer ein wenig sorgenvoll klang, hob die kleine Maja ihre glänzenden Flügel und flog in den Sonnenschein hinaus auf die Blumenwiesen, um ein wenig Nahrung zu sich zu nehmen.

Puck sah ihr nach, überlegte alles vorsichtig, was man etwa noch äußern könnte, und sagte dann nachdenklich:

„Nun, schließlich, also! — Warum auch nicht?“