Das Herz der kleinen Maja zitterte vor Erbarmen.
„Warten Sie,“ rief sie, „ich will versuchen Sie aufzurichten. Es muß doch gehn, wenn ich mich anstrenge. Oder Kurt, lieber Kurt, schreien Sie doch nicht so, hören Sie mich an: Wenn ich einen kleinen Grashalm niederbiege und reiche Ihnen das äußerste Ende, würden Sie sich dann helfen können?“
Kurt jammerte nur und verstand sie nicht, er war vor Todesangst ganz von Sinnen. Da flog die kleine Maja trotz des rieselnden Regens aus ihrem Versteck nieder, suchte einen schmalen grünen Grashalm, der in Kurts Nähe wuchs, und klammerte sich an der äußersten dünnen Spitze fest. Sie jubelte vor Freude, als der Halm sich unter ihrer Last so niederbog, daß er grade quer über den zappelnden Kurt sank.
„Halten Sie sich fest“, schrie Maja.
Kurt fühlte etwas über seinem Gesicht und griff hastig zu, erst mit einer Hand, dann mit beiden und endlich auch mit den Beinchen, die prächtige scharfe Krallen hatten, jedes zwei. Langsam zog er sich immer weiter daran hin, bis er die Wurzel des Halms erreicht hatte, und dort, wo er stärker und dicker war, konnte er sich aufrichten.
Er atmete tief auf.
„Mein Gott“, sagte er. „Das war ganz schrecklich. Ohne meine Geistesgegenwart wäre ich zweifellos ein Opfer Ihrer Geschwätzigkeit geworden.“
„Geht es Ihnen besser?“ fragte die kleine Maja.
Kurt hielt seine Stirn.
„Danke, danke, wenn dieses Schwindelgefühl weicht, werde ich Ihnen genaue Auskunft geben.“
Aber Maja erfuhr die Antwort auf ihre Frage nicht mehr, denn es kam eine Grasmücke durch die Halme geflattert, die auf der Jagd nach Insekten war. Die kleine Biene drückte sich fest an den Boden und verhielt sich ganz still, bis der Vogel vorüber war. Als sie sich später nach Kurt umsah, war er verschwunden, und da machte auch sie sich auf und flog davon, denn es hatte aufgehört zu regnen, und der Tag war hell und warm.