Als sie miteinander unterwegs waren, sprach der Swinegel zu seiner Frau: "Nun paß auf, was ich sagen will! Siehst du, auf dem langen Acker da wollen wir unseren Wettlauf machen. Der Hase läuft nämlich in der einen Furche und ich in der andern, und von oben fangen wir an zu laufen. Nun hast du weiter nichts zu tun, als du stellst dich hier unten in die Furche, und wenn der Hase auf der anderen Seite ankommt, so rufst du ihm entgegen: Ich bin all hier." Damit waren sie bei dem Acker angelangt, der Swinegel wies seiner Frau ihren Platz an und ging nun den Acker hinauf. Als er oben ankam, war der Hase schon da.
"Kann es losgehen?" sagte der Hase.
"Jawohl", sagte der Swinegel. "Dann man zu!"
Und damit stellte sich jeder in seine Furche. Der Hase zählte "eins, zwei, drei", und los ging er wie ein Sturmwind den Acker hinab. Der Swinegel aber lief man ungefähr drei Schritt, dann duckte er sich in die Furche und blieb ruhig sitzen. Als nun der Hase in vollem Lauf unten am Acker ankam, da rief ihm dem Swinegel seine Frau entgegen: "Ich bin all hier!" Der Hase stutzte und verwunderte sich nicht wenig; er meinte nicht anders, als es wäre der Swinegel selbst, der ihm das zurief, denn bekanntlich sieht dem Swinegel seine Frau geradeso aus wie ihr Mann.
Der Hase aber meinte: "Das geht nicht mit rechten Dingen zu." Er rief: "Noch mal gelaufen. Wieder rum!" Und los ging er wieder wie ein Sturmwind, daß ihm die Ohren am Kopfe flogen. Dem Swinegel seine Frau aber blieb ruhig auf ihrem Platz. Als nun der Hase oben ankam, rief ihm der Swinegel entgegen: "Ich bin all hier!" Der Hase aber, ganz außer sich vor Ärger, schrie: "Noch mal gelaufen. Wieder rum!"
"Macht mir nix", antwortete der Swinegel, "meinetwegen so oft du Lust hast." So lief der Hase noch dreiundsiebenzigmal, und der Swinegel hielt es immer mit ihm aus. Jedesmal, wenn der Hase unten oder oben ankam, sagten der Swinegel oder seine Frau: "Ich bin all hier."
Beim vierundsiebenzigstenmal aber kam der Hase nicht mehr zu Ende. Mitten auf dem Acker stürzte er auf die Erde und blieb da liegen. Der Swinegel aber nahm seinen gewonnenen Taler und seine Flasche Branntwein, rief seine Frau aus der Furche heraus, und beide gingen vergnügt miteinander nach Hause, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch. So kam es, daß auf der Buxtehuder Heide der Swinegel seinen Wettlauf mit dem Hasen gewonnen hat, und seit jener Zeit hat es sich kein Hase wieder einfallen lassen, mit einem Buxtehuder Swinegel um die Wette zu laufen.
Die Lehre aber aus dieser Geschichte ist erstens, daß keiner, und wenn er sich auch noch so vornehm dünkt, sich soll einfallen lassen, sich über einen einfachen Mann lustig zu machen, und wäre es auch nur ein Swinegel. Und zweitens, daß es das beste ist, wenn einer heiratet, daß er sich eine Frau nimmt, die just so aussieht wie er selbst. Wer also ein Swinegel ist, der muß zusehen, daß seine Frau auch ein Swinegel ist und so weiter.